2020 wurden im Drogeninformationszentrum (DIZ) in Zürich 685 als Kokain deklarierte Proben zur Analyse abgegeben. Bei einem mobilen Drug-Checking[1], das 2020 in der Stadt Zürich durchgeführt wurde, sind sechs als Kokain deklarierte Proben abgegeben und analysiert worden. Die hier veröffentlichten Ergebnisse sind nicht repräsentativ für den gesamten Substanzmarkt der Stadt Zürich.
Risikoeinschätzung
Neben den bekannten Nebenwirkungen und dem grossen psychischen Abhängigkeitspotential von Kokain bedeutet das häufige Vorkommen von pharmakologisch wirksamen Streckmitteln, vor allem für regelmässig Konsumierende, ein schwer abschätzbares und zusätzliches Gesundheitsrisiko. Dabei handelt es sich seltener um akute Nebenwirkungen, sondern in erster Linie viel eher um Langzeitfolgen. Die Auswertung zeigt, dass auch Proben mit hohem Kokaingehalt häufig pharmakologisch wirksame Streckmittel enthielten. Neben den pharmakologisch wirksamen Streckmitteln stellt der stark schwankende Kokaingehalt ein oft unterschätztes Konsumrisiko dar. Je höher der Kokaingehalt, desto grösser ist die Gefahr einer Überdosierung. Hochdosiertes Kokain kann eine starke Belastung für das Herz-Kreislauf-System darstellen und unter gewissen Umständen und körperlichen Voraussetzungen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Informationen und Empfehlungen für einen möglichst risikoarmen Konsum sind auf sa-ferparty.ch unter Kokain Safer Use zu finden.
Kokaingehalt
2020 betrug der durchschnittliche Kokaingehalt der im DIZ und bei den mobilen Drug-Checkings analysierten Proben 80 % Kokain*HCl[2]. Im Vergleich zum Vorjahr ist mit einer Abnahme von 0.2 % kaum eine Veränderung des durchschnittlichen Wirkstoffgehalts festzustellen. Der Kokaingehalt der untersuchten Proben variierte stark und lag zwischen 1.6 % und 98.2 %.
[1] Aufgrund der Corona-Pandemie konnte 2020 nur ein mobiler Drug-Checking-Einsatz durchgeführt werden.
[2] Kokain liegt in Pulverform klassischerweise als Salz (meistens Hydrochlorid) vor.
Bei Kokain handelt es sich oftmals um ein Gemisch aus Kokain und einem oder mehreren Streckmitteln. Ein Teil dieser Streckmittel ist pharmakologisch nicht wirksam (z.B. Laktose, Stärke, Zellulose) und hat keine zusätzlichen Auswirkungen auf die Gesundheit. Häufig werden die Streckmittel jedoch so gewählt, dass ein höherer Kokaingehalt vorgetäuscht und eine Wirkungsverstärkung und/oder -verlängerung hervorgerufen wer-den.
2020 waren 34.9 % (+3.4 %) aller Kokainproben, die im DIZ und bei den mobilen Drug-Checkings zur Analyse abgegeben wurden, mit mindestens einer pharmakologisch wirk-samen Substanz gestreckt. Am häufigsten wurde auch in diesem Jahr wieder Levamisol (bei 29.2 % der Proben) beigemischt. Weitere Streckmittel waren Lokalanästhetika (4.2 %), Koffein (3.8 %) und Phenacetin (3 %).
Kokainproben gruppiert nach dem Kokaingehalt in %, 2011 – 2020